Hermann Jehl hört bei MGV Hamm als Chorleiter auf

Hermann Jehl hört bei MGV Hamm als Chorleiter auf

WZ; von Martina Wirthwein, erschienen am 24.04.2019

Mit 65 Jahren ist zumindest nach 42 Jahren als Chorleiter in Hamm für Hermann Jehl Schluss. Das heißt aber nicht, dass der Mediziner nun genug hat von der Musik.

Hermann Jehl hört nach 42 Jahren beim MGV Hamm als Chorleiter auf. Foto: BilderKartell/Ben Pakalski

WESTHOFEN/HAMM – Eine Ära ist beim MGV 1838 Hamm zu Ende gegangen. Der bisherige Chorleiter Hermann Jehl hat sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet und den Dirigentenstab an Jutta König überreicht. Sie wird den Männerchor als auch die „Neuen Töne“ musikalisch leiten. Die offizielle Stabübergabe fand im Rahmen einer kleinen Feier statt, in welcher der scheidende Chef gebührend verabschiedet wurde. 42 Jahre stand Jehl dem MGV Hamm als Dirigent vor; lediglich unterbrochen für die Dauer von zirka zweieineinhalb Jahren. Dies war seinem Beruf geschuldet; Jehl ist nicht nur Musiker, er hat ebenso Medizin studiert.

Nach vier Jahrzehnten sei es nun wirklich Zeit, den Dirigentenstab weiterzureichen, sagt er im Interview mit dieser Zeitung. Mittlerweile sei er Pensionär und habe ein Alter erreicht, in welchem es der Mensch doch gerne etwas langsamer angehen lässt. Jemand Jüngeres müsse her. Jemand mit neuen Ideen, begründet er seinen Entschluss. Er hat seinen Chören Zeit gelassen bei der Suche, die schlussendlich zwei Jahre dauerte. Bewusst habe er sich nicht eingemischt, sondern die Entscheidung den Sängern und dem Vorstand überlassen, die künftig mit der neuen musikalischen Leitung arbeiten werden. Gleichwohl wird Jehl nicht „arbeitslos“. Weiterhin dirigiert er den Ü 60-Chor und seit 2017 steht er erneut dem Männerchor der Harmonie Westhofen als Chorleiter vor, die er bis 1982 geleitet hatte. Nimmt man die bisherigen Proben der beiden Hammer Chöre hinzu, wird deutlich, was für ein Pensum der 65-Jährige viele Jahre bewältigt hat. Jehl gesteht: „Das war schon heftig.“

Die Übernahme des Dirigentenpostens im Jahre 1977 ist übrigens dem Zufall zu verdanken. „Ich hatte zwei Jahre zuvor die Chorleitung der Westhofener Harmonie übernommen. Im Jahr darauf waren wir zum Weinpreissingen in Dittelsheim-Heßloch eingeladen. Dort hat mich der damalige Dirigent des Hammer MGV gesehen, der nach 30 Jahren seinen Abschied plante. Kurz nach dieser Veranstaltung hat sich der Vorstand bei mir gemeldet und gefragt, ob ich Lust hätte, den Chor zu übernehmen“, erinnert er sich. Nun waren es schon zwei Chöre, die der damals erst 23-Jährige unter seinen Fittichen hatte.

Jehl hatte in der Wartezeit auf seinen Medizin-Studienplatz ein Musikstudium an der Universität in Mainz absolviert; im Anschluss daran lockte es ihn, wie gesagt, erneut an die Universität, nun aber ins medizinische Fach. Nach dem Medizinstudium arbeitete er zunächst in der Chirurgie, ehe er in den öffentlichen Gesundheitsdienst wechselte und unter anderem viele Jahre dem Frankenthaler, als auch dem Neustädter Gesundheitsamt vorstand.

Doch zurück zur Musik: Im Jahr 1992 wurde er vom Fachverband Deutscher Berufs-Chorleiter zum Musikdirektor ernannt. Wie viele Menschen er in all den Jahren vor dem Taktstock hatte, kann er nicht mit Bestimmtheit sagen. Unschlüssig schwankt Jehl zwischen 500 und 1000 Sängerinnen und Sängern, zumal er auch als Vertretung diverser Chöre fungiert hat und einige Jahre Concordia Bechtheim sowie 25 Jahre den Frauenchor der Harmonie Westhofen geleitet hatte. „Da kommt schon was zusammen.“ Ist er denn ein strenger Chorleiter? Hermann Jehl schmunzelt. „Die Probe soll Spaß machen und da soll natürlich auch gelacht werden“, sagt er. Allerdings probe man für Auftritte und somit sei auch eine gewisse Ernsthaftigkeit nötig. „Es heißt ja nicht umsonst, ein Dirigent sei ein Pultdiktator.“ Jehl lacht. Die Auftritte kann er schon längst nicht mehr zählen. Ebenso die Chorwettbewerbe und Preissingen, die sehr oft erfolgreich für den MGV waren. In besonderer Erinnerung geblieben ist dem scheidenden Dirigenten neben der Musical-Gala im Jahr 2000 in Westhofen und Hamm, aus deren Anlass 1999 die „Neuen Töne“ gegründet wurden und die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiern, auch die Chorreise nach Ushgorod in der Ukraine. Die Fahrt, das Konzert und die Gastfreundschaft werden ihm unvergessen bleiben.