Westhofener Festival der Künste besticht durch Vielseitigkeit

Westhofener Festival der Künste besticht durch Vielseitigkeit

Auch wenn die Harmonie sich mit Blick auf das kommende Jubiläumsjahr, dieses Mal nicht aktiv beteiligen konnte, so geht das kulturelle Leben in Westhofen doch weiter.

Nachfolgend der Beitrag aus der Wormser Allgemeinen Zeitung:

Erschienen am 31.07.2019 um 00:00 Uhr; WZ

Verspiegelte Metallkugeln, detailreiche Zeichnungen, lichtvolle Malerei und Kettensägen-Kunst: Das Festival der Künste macht seinem Namen einmal mehr alle Ehre.

Von Viktoria Selbert

Sven Schnaitmann lässt mit seiner Kettensägekunst im „Gut Leben am Morstein“ Skulpturen aus Holz erwachsen – sehr zum Erstaunen der Besucher. Foto: BilderKartell/Andreas Stumpf

WESTHOFEN – Westhofen ist schon ein Kunstwerk für sich mit seinen alten, schönen Gebäuden, seinen Plätzen, den schmalen Gassen und dem malerischen Verlauf des Seebachs. Immer wieder ein Ort zum Entdecken und ganz besonders dann, wenn das „Festival der Künste“ stattfindet.

Großer Stolz auf das, was man gemeinsam auf die Beine stellen könne, sprach bei der Eröffnung im „Haus No. 3“, dem Domizil des Heimatvereins, aus den Worten des Ortsbürgermeisters Ottfried Fehlinger und des Vorsitzenden des Heimatvereins, Julius Orb, sehr charmant ergänzt von der Traubenblütenkönigin Laura Herweck.

In diesem Jahr bot der Versammlungsraum des Barockhauses den passenden Rahmen für einen feierlichen Moment voller Vorfreude. Zum Auftakt des Festivals fand im selben Haus auch die Vernissage der Ausstellung von Carmen Stahlschmidt statt, eine der international renommierten Künstlerinnen der Schau, und einer der Höhepunkte des Ausstellungsreigens. Skulpturen und vor allem Zeichnungen von Tieren hatte sie mitgebracht, großformatig auf Kalkpapier oder klein, sehr fein und detailreich. Ihre Motive haben etwas Rätselhaftes, setzen das filigran erfasste Lebewesen in ungewohnte Kontexte.

Immer professioneller wird das kulturelle Ereignis und dennoch bleibt sein natürlicher, spontaner Charakter erhalten. Verschiedenste Kunstrichtungen prägen das Profil des in seiner jetzigen Form noch recht jungen Events: Malerei, Zeichnungen, Skulpturen, Fotografie – zu finden an 13 Ausstellungsorten. Besonders eindrücklich waren wieder die Präsentationen bei „Gut Leben am Morstein“ von Anke Faust. Faszinierend auch die Installation zu „Digital Narcissism“ im Gewölbe von Donald Unter Ecker vom Mainzer Kunstverein „Eisenturm“, bei der Selfies durch eine spiegelnde Metallkugel zu Kunst wurden.

Sehr bemerkenswert waren außerdem die facettenreichen Skulpturen aus Reben, Fassdauben und Materialien aus dem Winzeralltag von „Paternoarts“ im Seminarbereich, die zwar konkret gegenständlich sind, aber dem Auge des Betrachters kreative Freiheit geben. Viel grober und höchst beeindruckend war die Kettensägen-Kunst-Performance von Sven Schnaitmann, der im Hof aus einem Baumstamm eine fast lebensgroße Figur herausschälte. Auch im „Weinkontor Westhofen“ konnte man professionell überzeugende Werke bewundern: Tafeln, Spiegel und Rahmen aus recyceltem und koloriertem Material von Frank Pallasch sowie spannende Lichtobjekte und atmosphärische, lichtvolle Malerei von Arne Hennig.

Eine Entdeckung ist die junge Fotografin Pauline Rink, Oberstufenschülerin, die in den Räumen der Konditorei „Zwei Im Sinn“ sensibel konzipierte, hochprofessionelle Motive mit ungewöhnlichem Detailblick ausstellte. Mit Kindertheater, Malworkshop, Druckwerkstatt und Lesung war auch umfassend für die Kinder gesorgt. Kunsthandwerk und Schmuck gehört natürlich ebenfalls dazu, und in Westhofen bewegt sich dieses Angebot auf sehr geschmackvollem Niveau. Rund 40 Aussteller präsentierten in diesem Jahr auf dem „Pfad der Entdeckungen“ ein Kaleidoskop an Fantasie und Können.

Im Park war für die leiblichen Bedürfnisse gesorgt, zum direkten Genuss oder zum Mitnehmen. Den Ausschank mit sehr guten Weinen hatten die Westhofener Jungwinzer in der Hand, die auch zum ersten Mal die moderierte Weinprobe „Wine Tales“ in der Kirchenruine anboten. Sehr interessante Produkte kredenzten die sieben Weinmacher den zahlreichen Gästen auf den Bierbänken, beispielsweise einen Sekt Chardonnay „brut nature“ und einen komplett naturvergorenen Weißwein.

Musik gab es natürlich auch: junge, frische Künstler mit Songwriter-Pop, oder eher erwachsen im Park mit Soul und Jazz. „Trotz des wechselhaften Wetters kamen deutlich mehr Besucher als erwartet“, freute sich Ortschef Fehlinger. Ein Ansporn für das nächste Jahr, denn das Konzept hat sich mittlerweile als tragfähig erwiesen und verdient es, regional noch umfassender bekannt zu werden.

Beitrag aus der Wormser Zeitung vom 31.07.2019