25 Jahre Dirigent
Eckhard Schwöbel bestimmt seit 25 Jahren die musikalischen Geschicke der Westhofener „Harmonie“
Von Martina Wirthwein vor 3 Jahren
WESTHOFEN – Lobhudelei möge er nicht, sagt Eckhard Schwöbel noch während des Händedrucks zur Begrüßung. Er habe sich auf die Geschichte in der WZ eingelassen, wenn klar herausgestellt werde, dass nicht er in deren Mittelpunkt stehe, sondern der Verein, die Chöre und deren Musik.
Zugegebenermaßen eine Herausforderung für die Reporterin. Denn Schwöbel ist förmlich geladen mit positiver Energie, Tatendrang und der Freude an dem, was er tut. Der 51-Jährige ist Chorleiter beim Gesangverein „Harmonie“ 1845 Westhofen und leitet nun schon im 25. Jahr die musikalischen Geschicke des Männerchors sowie seit vier Jahren die von „sing@harmony“. Nachdem in der WZ über die Veranstaltungen im Rahmen des 170-jährigen Bestehens des Vereins berichtet wurde, fanden es die Aktiven nun an der Zeit, dass ihr Chorleiter, der die musikalische Entwicklung beider Chöre maßgeblich beeinflusst hat, selbst zu Wort kommen soll.1995 ist Wendepunkt1989: Johann Stridde, 27 Jahre engagierter Vorsitzender der „Harmonie“, versuchte damals, den jungen Wormser für die Chorarbeit in Westhofen zu gewinnen. Doch der lehnte ab. „Ich hatte aufgrund des im Oktober 1990 vor mir liegenden Staatsexamens keine Zeit. Das habe ich ihm auch gesagt“, erinnert sich Schwöbel. Ein Jahr später habe Stridde erneut angerufen. „Er sagte, ich hätte ja jetzt mein Examen und Zeit für die Chorleitung“, erzählt Schwöbel und muss lachen. Er sagte zu und übernahm die Leitung des Männerchors. Ein klassischer Traditionschor. Der Wendepunkt kam 1995. Zum 150-jährigen Jubiläum lud die „Harmonie“ zum Wertungssingen ein. 80 Chöre mit knapp 3000 Sängern kamen damals nach Westhofen. Was neben den Erinnerungen an unterhaltsame Stunden haften blieb, war jedoch die Erkenntnis, dass kaum Westhofener zur Veranstaltung gekommen waren. Das „normale“ Männerchor-Leben interessiere mittlerweile nur noch wenige, schlussfolgerte der Chorleiter damals und ging in die Offensive.
Gemeinsam mit zahlreichen Sängerinnen und Sängern brachte er nach zweijähriger Vorbereitungszeit zur Jahrtausendwende eine Musicalgala auf die Bühne. Die Begeisterung bei Mitwirkenden und Publikum gab ihm die künftige Marschrichtung vor, die überschrieben war mit der Philosophie: Der Zuhörer will Melodien hören, die er kennt und die er gerne mitsingen möchte. Und so packte er die Gelegenheit beim Schopf, als ihn eine Gruppe Singfreudiger ansprach und bat: „Mach doch was Modernes, was Rockiges“.
Schwöbel ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Der Frauenchor hatte sich zu diesem Zeitpunkt nach 25 Jahren aufgelöst. Er nahm Instrumente hinzu („Wir nehmen alles und wenn einer Harfe spielen will, nur zu“) und stellte die „Harmonie“ damit auf zwei Füße: mit dem klassischen Männerchor sowie dem modernen, gemischten Chor, aus dem 2011 „sing@harmony“ wurde, der bisher einzige Rock- und Popchor in der näheren Umgebung, wie Eckhard Schwöbel unterstreicht. Sein Chorleitermotto „nicht die Sänger singen zur Unterstützung des Vereins, sondern der Verein muss die Sänger unterstützen“ nahm konkrete Formen an. Auch die Botschaft, dass jeder zur „Harmonie“ kommen kann, um seine Freizeit mit netten und kreativen Menschen zu verbringen, Spaß zu haben und Spaß zu verbreiten und um gemeinsam und nicht nur in der Badewanne zu singen, kommt ganz offensichtlich an. Vorsitzender Hans-Günther Nagel, welcher Schwöbel bereits aus Jugendtagen kennt und ihn bei der „Harmonie“ nach vielen Jahren wieder getroffen hat, kann die Begeisterung der Sängerinnen und Sänger in Bezug auf den Chorleiter nur unterstreichen. „Ja, man kann auch noch nach 25 Jahren motivieren“, bestätigt er und sagt weiter: „Eckhards Kreativität ist wie ein Fass, das nie leer wird. Auch wenn er immer wieder aus dem Vollen schöpft“.