Chorgemeinschaft Horchheim feiert Marktbrunnenfest
Von Lukas Kissel; Erschienen am 17.06.2019 um 02:00 Uhr, zuletzt geändert am 17.06.2019 um 02:40 Uhr
Der Chorgesang ist ausgesprochen lebendig. Das zeigten die 16 Chöre, die sich am Wochenende am Marktbrunnen die Klinke in die Hand gaben.
HORCHHEIM – Der Platz vor dem Horchheimer Bürgerhaus ist herrlich: An Einem sonnigen Sommernachmittag sitzt man hier im Schatten der Bäume, in der Mitte der Marktbrunnen. An diesem Wochenende konnten die Besucher des „Marktbrunnenfestes“ es sich hier erst recht gut gehen lassen und der Musik lauschen, die auf einer eigens aufgebauten Bühne aufgeführt wurde. Die Chorgemeinschaft 2012 brachte die Chormusik damit quasi direkt zu den Menschen, in den alten Mittelpunkt des Ortes.
Der Verein wollte damit auch beweisen, dass diese Musik heute immer noch die Menschen erreichen kann. „Nicht von gestern, oder Traditionell meets Modern“ nannten sie das Motto in diesem Jahr. „Es wird ja oft gesagt, dass die Gesangvereine keine Mitglieder mehr hätten“, sagte Thomas Scholz, der Vorsitzende der Chorgemeinschaft. Ein Problem, das nicht nur Gesangvereine hätten, meinte er, schließlich fiele es heute Vereinen generell schwer, junge Leute zu binden. Auch sein Verein entstand aus dieser Not heraus: Die Chorgemeinschaft wurde 2012 als Verschmelzung zweier ursprünglicher Vereine gegründet, nämlich des Männergesangvereins 1855 und des Gesangvereins Sängerbund 1880. Zusammen könne man gestärkt in die Zukunft sehen, war die Idee.
„Wir wollen mit dem Motto an diesem Wochenende deshalb bewusst zeigen, dass es Chormusik heute durchaus noch gibt“, sagte Scholz. „Auch wenn das dann vielleicht etwas anders klingt als früher.“ Den modernen gemischten Chor „Cantiamo“ aus seinem Verein nannte er als Beispiel, der Chor werde gut besucht.
Wie diese moderne Chormusik dann klingen kann, das zeigte der Männerchor der Chorgemeinschaft direkt bei ihrem Eröffnungsauftritt am Samstagnachmittag: Der „Augustin-Rap“, ein Mix aus Beatboxing und Sprechgesang, war dabei ein ziemlich untypisches Chorstück. Dazu schnippten die Männer mit den Fingern und bewegten sich rhythmisch – man wollte etwas wegkommen von den Notenblättern, erklärte Scholz später. Das Lied kam an beim Publikum, so viel kann festgehalten werden. Nach dem Schlusston gab es begeisterten Applaus.
Dass es Chormusik auch heute noch gibt, das bewies der veranstaltende Verein schon allein durch die Vielzahl an Gruppen, die er nach Horchheim eingeladen hatte: 16 Chöre waren es, die sich am Samstagabend und Sonntagvormittag die Klinke in die Hand gaben. Etwa hundert habe man im Vorfeld im größeren Umkreis kontaktiert, sagte Markus Holzmann aus dem Verein, der an diesem Wochenende auch moderierte. Die Chöre kamen etwa aus Bensheim, Bürstadt oder Hüttenfeld, aber natürlich auch aus den anderen Wormser Stadtteilen und dem Wonnegau.
Dabei stand bei diesem Mal übrigens keine einzige Frau auf der Bühne, zumindest nicht als Sängerin – nachdem vor zwei Jahren, anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des Frauenchors, nur Frauengruppen aufgetreten waren, waren nun die Herren dran. Alle Chöre an diesem Wochenende waren also reine Männerensembles.
Erschienen in der WZ; 17.06.2019